Interview: Christina Andrae eine Jungwinzerin geht ihren Weg
Im Jahr 2017 erfolgte der Start für das Bioweingut Christina Andrae neben dem elterlichen Betrieb in Ernst an der Terrassenmosel. Nach ihrem Weinbaustudium und ihrer Arbeit in verschiedenen Weingütern (bio und nicht bio) hat sich Christina Andrae entschieden an die Mosel zurück zu kehren. Mit dem Jahrgang 2020 wurde das erste zertifizierte Sortiment an Weinen direkt als Biowein vorgestellt und landete bei Ecovin mit zwei Weinen bereits auf der Siegertreppe.
PUR Mosel: Wie fühlt sich das an: Ich habe es geschafft zertifizierte und erfolgreiche Biowinzerin zu sein?
Christina Andrae: Ehrlich gesagt beruhigend. Es war ein langer Weg. Ich habe 2017 angefangen und diese drei Jahre gebraucht, um mich jetzt so mit meinen Weinen zu präsentieren. Es ist eine Phase, die anstrengend ist. Am Ende ist es aber unglaublich erfüllend. Dir wird klar, jetzt habe ich es geschafft. Ich habe in den letzten drei Jahren im Schatten gestanden, weil ich keine Weine im Verkauf hatte. Ich habe mich entschieden, erst ab dem Moment meiner Biozertifizierung, auch tatsächlich meine Weine zu verkaufen. Ich habe meine Trauben bis dato verkauft und jetzt geht es für den Wein so richtig los für mich.
Gab es zwischendurch auch Momente, wo Du an Deinem Weg zur Biowinzerin gezweifelt hast, als konventionell arbeitende Winzerin ist es doch etwas einfacher?
Nein. Ab dem Moment der Umstellung, war es das Gefühl, jetzt geht es endlich los, jetzt wird es durchgezogen. Die Zweifel waren vorher.
Jetzt war das Jahr 2021 kein einfaches. Es gab viele Pilzkrankheiten im Weinberg. Wie hast Du denn Dein 4. Jahr als Biowinzerin bisher erlebt?
Die drei Jahre vorher waren wirklich einfacher. Da wurde mir schon nachgesagt: Du bist ja eine Schönwetter-Biowinzerin. Das Jahr 2021 war eine Herausforderung, ich bin froh, dass ich die einfachen Jahre vorher hatte. Ich konnte mich auf die ökologische Bewirtschaftung einrichten. Ich konnte Vertrauen zu den Pflanzen und zu dem was ich mache gewinnen. Jetzt habe ich diese schwierige Phase erst nach drei Jahren erlebt. Ich glaube Winzer, die erst in diesem Jahr umstellen haben, sind etwas verschreckt, weil es sehr viel mehr Arbeit und Risiko im Weinberg war.
Was gibst Du anderen Umstellern mit auf den Weg, aufgrund deiner Erfahrungen in den letzten Jahren?
Wenn Du es wirklich aus Überzeugung machen willst, dann ziehe es durch. Es ist viel Arbeit, mehr Arbeit als im konventionellen Weinbau, definitiv. Aber es lohnt sich das durchzuziehen.
Wie wichtig ist des während dieser Phase auch auf Ratschläge zu hören?
Ganz wichtig. Ohne diese Ratschläge hätte ich das so nicht hinbekommen. Die Hinweise von den Forschungsanstalten und die Ratschläge von den Winzerinnen und Winzern in dieser BIO-Gemeinschaft sind definitiv wertvoll. Diese Erfahrungen sollte jeder Umsteller annehmen.
Wie hast Du die Mithilfe vom Bioverband Ecovin genutzt?
Das war wichtig in der Phase bevor ich umgestellt habe. Ich habe oft die Jungwinzertage und Umstellertage bereits während meines Studiums in Geisenheim besucht. Die Verbände machen hier eine großartige Arbeit. Dieser Erfahrungsgewinn hat bereits vor 2017 angefangen, aber zunächst nur in der Theorie.
Wie siehst Du Dich jetzt in der weiteren Entwicklung als Biowinzern an der Terrassenmosel?
Jetzt geht es los – ganz einfach. Jetzt sind die Weine da. Jetzt kann ich auch geschmacklich präsentieren, was ich tatsächlich in den letzten Jahren im Weinberg und im Keller umgesetzt habe. Mit meinen Weinen trete ich jetzt an die Menschen heran. Jetzt fängt der Spaß erst richtig an für mich. So langsam wird sichtbar was ich in den letzten vier Jahren gemacht haben.
Du hast ja noch einen zusätzlichen Push bekommen als „ECO Winner 2021“, hier hast Du gleich zwei Siegerweine abgeräumt.
Es ist faszinierend. Ich habe am Anfang nur gedacht: Komm ich brauche jetzt einen Anhaltspunkt? Sind meine Weine gut? Am Ende war es sehr beruhigend und auch überraschend, dass zwei Siegerweine von Ecovin prämiert wurden. (Anmerkung: 2020 Regent Rosé trocken und 2020 Valwiger Riesling trocken).
Und jetzt bist Du sozusagen in der Bioweinwelt gesetzt?
Angekommen bin ich defintiv. Der Rest muss sich jetzt zeigen. Ich bin mit meinem ersten Jahrgang unterwegs, er verkauft sich gut. Das Interesse an meinen Weinen ist da.
Interessant ist auch Deine Familienhistorie. Du hast Deine Eltern mit einem Weingut an Deiner Seite. Du hast Dich aber entschieden, nicht in das elterliche Weingut einzusteigen und Deinen eigenen Weg zu gehen. Warum war Dir das wichtig?
Mir war es wichtig Bio zu machen. Mein Vater hat mich nicht aufgehalten, aber er hatte Bedenken. Er hat nur die Arbeit gesehen und nicht die Bedeutung dahinter, auch wenn er mich immer auf meinem Weg zur Biowinzern unterstützt hat. Ich habe immer gesagt, ich will das machen und ziehe das durch. Wir sind uns einig, dass es gut funktionieren kann, auch getrennt.
Die besondere Herausforderung ist aber auch Bio hier im Steilhang an der Terrassenmosel zu machen?
Das ist der Grund, warum mein Vater gesagt hat, er wird es nie für sich machen. Für mich war allerdings von Anfang an klar, ja es ist mehr Arbeit, aber aus Überzeugung, will ich es.
Und die Ergebnisse sind hervorragend schmeckbar mit Deinen Weinen?
Ich hoffe doch sehr!