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Vatti´s Weinblog: Von nassen Füßen und einem Happy-End!

Vatti´s Weinblog: Von nassen Füßen und einem Happy-End!

Rieslinglese im St. Maximiner Kreuzberg 

 

Jetzt habe ich meine Quittung bekommen für mehr als 30 Jahre, nur so nebenbei als Journalist, im Weinberg bei der Lese anwesend zu sein. Ab sofort erscheine ich als Erntehelfer nie mehr ohne Gummistiefel bei einer Traubenlese oder ich investiere doch etwas mehr Geld in wirklich wasserdichtes Schuhwerk. Nochmals tue ich mir sechs Stunden im begrünten Weinberg mit nassen Socken bei knapp über sechs Grad im Morgennebel nicht an.

Weichei! – könnten jetzt viele denken, aber wer bisher nur Fotos oder Videos bei einer Lese angefertigt hat, ist in der Tat selber schuld, sich nur wenig auf das Finale in einem ökologisch bewirtschafteten Weinberg vorbereitet zu haben. Dabei macht die kommunikative Teamarbeit zwischen noch immer gelb blühenden Studentenblumen und mit Morgentau benetzten Kräuterpflanzen viel Spaß. Ein Lesehelfer auf der linken und einer auf der rechten Seite vom Rebstock und ab in die Steillage. Schnipp, schnapp und immer darauf achten nur gesundes Lesegut in den Eimer werfen! Die vollen Eimer durchreichen und den Anschluss an den Rest der Mannschaft halten.

Eine Sünde wert – bei der Lese bereits den süßen Saft der Trauben zu probieren 

Ja, die Versuchung ist groß, immer wieder in diese goldgelben Trauben zu beißen, die so herrlich saftig und süß im Mund schmecken. Egal, diese kleine „Sünde“ muss sein. Der Zucker in den Trauben hilft ja auch Energie für die weitere Lese zu tanken.  Mal ganz unten, mal in der Mitte oder ganz oben im Weinberg, da gibt es tatsächlich Geschmacksunterschiede im St. Maximiner Kreuzberg am Kloster Bethanien. Eine sinnliche Momentaufnahme, die noch gesteigert wird, wenn die Sonnenstrahlen das letzte Nebelfeld auflösen. Der freigegebene Blick auf das Trierer Tal mit strahlend blauem Himmel: Einfach unbezahlbar! Jetzt nur nicht von der Arbeit ablenken lassen. Konzentration und Ausdauer sind bis zur letzten Rebzeile gefordert.

Der Mehltau fordert seinen Tribut im Umstellungs-Weinberg

Schade nur um die vielen Rebstöcke, die in diesem Jahr durch Pilzkrankheiten, den Trauben keine Chance zum Wachstum gegeben haben. So ist in einzelnen Rebzeilen tatsächlich der Eimer manchmal nur halbvoll. Auf „Entzug“ sind alle Reben bei der Umstellung auf ökologischen Weinbau im ersten Jahr ohne synthetischen Pflanzenschutz und Kunstdünger und somit anfälliger für Wetterextreme. Irgendwie ist es an manchen Stellen, wie bei der Ostereiersuche in Kindheitstagen, große Freude kommt bei Rebstöcken auf, an denen ich fündig werde und der Eimer sich dann doch schneller als erwartet füllt.

Wie, wir sind schon fertig? Ich bin doch noch ganz in diese von feinen Sonnenstrahlen durchströmten goldgelben Trauben am Rebstock vertieft. Dreizehn freiwillige Helferinnen und Helfer haben immerhin knapp 900 Kilo Traubengut bis zum Nachmittag gelesen. Nur eine Mittagspause im strahlenden Sonnenschein hat zur Regeneration gereicht. Ich könnte noch Stunden weitermachen, wie durch ein Wunder haben sich nämlich meine Schuhe und Socken im Laufe des Tages aufgewärmt. Die Freude über die vier randvollen Traubenbütten ist groß im Team und jeder macht sich zufrieden und voller Vorfreude auf den Heimweg. Die Gedanken sind bereits in freudiger Erwartung, was für ein leckerer Wein in wenigen Monaten unsere Zungen dann wohl umspielen wird? Für heute auf jeden Fall ein echtes Happy-End!