Kunden im Trierer Stadtgebiet werden nach Möglichkeit kostenfrei beliefert

„Des Lebens tiefste Weisheit liegt im Wein“

„Des Lebens tiefste Weisheit liegt im Wein“

„Des Lebens tiefste Weisheit liegt im Wein“ 

Ein Interview mit PUR Mosel Gründer Joachim Molz

Joachim, das Zitat aus unserer Überschrift stammt aus einem Gedicht des persischen Dichters Hafis. Welche Gedanken verbindest Du mit dieser Gedichtzeile als Gründer von PUR Mosel?

Eigentlich nicht viel... haben wir ein anderes Gedicht zur Hand? Vielleicht Rilke? Da fällt mir mehr zu ein... Spaß beiseite... Wein ist ein Genußmittel, gut gemacht bringt es nicht nur Genuss sondern wirkt anregend. Nicht zuletzt ist in einer gewissen weinseeligen Runde bei mir die Idee für PUR Mosel entstanden. Also – wenn du willst - habe ich dann doch etwas Weisheit im Wein entdeckt...

Du bist ein erfolgreicher Unternehmer in der IT-Branche, warum lässt du dich jetzt auf ein doppeltes Risiko ein: 1x den Aufbau eines neuen Online-Weinportals für BIO Weine und 1x als Pächter eines Weinberges in ÖKO-Umstellung in der Stadt Trier?

Ich habe mich in den letzten 30 Jahren immer mit start-ups und Innovationen beschäftigt. Neben meinen Beratungstätigkeiten wollte ich nun was Eigenes mit einer hohen Zufriedenheit für mich selbst probieren. Ich hatte mich immer schon für den Naturschutz engagiert und irgendwie wurde mir dann auf einmal dieser Weinberg St. Maximiner Kreuzberg angeboten.

Ich denke, dass ein Engagement für die Umwelt und die Natur der Moselregion nicht zu trennen ist von einem Engagement für den ökologischen Weinbau. Denn Weinbau im Einklang mit der Natur verdient generell mehr Aufmerksamkeit; allgemein und besonders bei den Nachfragern. PUR Mosel soll diese Lobby entwickeln und für den ökologischen Umbau der Weinregion Mosel trommeln, Geschichten erzählen und Themen diskutieren .... und natürlich auch die Vielfalt der Produkte unserer Winzer anbieten und verkaufen.

Der eigene Weinberg ist wichtig für die persönliche Authentizität.... ich will wissen, was Herstellung von BIO-Wein in Steillagen wirklich bedeutet.... und das über das ganze Jahr hinweg. Mit einem Hektar Riesling und ca. 45 % Steillage werde ich das am Ende diesen Jahres 2021 beurteilen können.

Wie klappt denn die Arbeit im Steillagen-Weinberg als Quereinsteiger?

Die Arbeit ist herausfordernd und neben der Vermarktung ein full-time Job. Man weiß nach wenigen Wochen die Arbeit der Winzer besser einzuschätzen und wertschätzen... vor allen Dingen ohne chemische Keulen auszukommen und die Natur zu beobachten und zu pflegen ist schon eine spannende Herausforderung.

Gerade die Weinbergsarbeit ist ja ein Leben und Arbeiten mit und in der Natur, was für neue Erfahrungen hast Du da bisher gesammelt, neben einem Muskelkater?

Also Muskelkater ist für mich als Sportler, Radfahrer und Wanderer keine neue Erfahrung aber bedingt durch den Steilhang tatsächlich eine andere, Man wird anders gefordert. Die Arbeit im Weinberg bringt aber eine erstaunliche Arbeitszufriedenheit mit sich. Am Ende eines Tages schaut man auf sein Tagwerk ganz anders zurück als wenn man den ganzen Tag im homeoffice am Computer gechattet hätte. Und der Blick aus meinem Weinberg über die Stadt Trier hinweg entschädigt für jede Mühsal.

Was macht PUR Mosel anders als andere Online-Weinshops?

Tatsächlich geht es mir nicht um das X-te Verkaufsportal wie bei Hawesko – einer börsennotierten Handelsplattform für Wein und Sekt - sondern um die Entwicklung einer Marke rund um den BIO-Wein der Mosel und zwar ausschließlich der Mosel inklusive Saar und Ruwer und natürlich unserer luxemburgischen Nachbarn. Und es geht darum, eine Lobby zu bilden für die „Umsteller“ – also für die konventionellen Betriebe, die den Schritt zum ökologischen Weinbau hin wagen. Ich möchte nicht der nächste Weinshop eines großen deutschen Getränkekonzerns sein. Mir geht es darum, für die BIO-Winzer einen neuen Vertriebskanal abzubilden, der bessere Deckungsbeiträge liefert als der Standardhandel. Der BIO-Winzer braucht diese Erträge im Übrigen noch viel mehr als der konventionelle Weinbauer.

Einfach einen Onlineshop für BIO Wein im Internet eröffnen ist doch sicher kein Kinderspiel?

Na ja.... es ist schon ein großes Datenaufkommen, das bewältigt werden muss. Und um es richtig zu machen, wurde die ÖKO-Zertifzierung der Gesellschaft für Ressourcenschutz (GfRS) beauftragt und erfolgreich durchgeführt. Die besondere Berücksichtigung des Verbraucherschutzes ist bei BIO-Produkten ein wichtiger Aspekt. Meine alten IT-Kontakte haben mir sehr geholfen und ich selbst lerne tagtäglich Neues hinzu. Letztlich mache ich die gleiche Erfahrung wie jeder Winzer: Ohne IT lässt sich kein erfolgreicher Betrieb mehr führen.

Warum konzentrierst Du Dich ausschließlich auf biologische Weinerzeuger und Umstellungsbetriebe an der Mosel?

Die Mosel ist meine Heimatregion, Trier ist mein Kiez. Ich kenne zwar viele Weinregionen von Uruguay bis Lettland, von Kanada bis Indien – aber die Mosel ist einfach so vielseitig und immer wieder überraschend in ihren Facetten, dass es für mich keine Frage der Beschränkung war sondern eine Frage der Authentizität, bei der Mosel und ihren Menschen zu bleiben.

Ist das Gebiet Mosel im Wettbewerb mit anderen Online-Weinshops nicht zu klein, um davon zu leben?

Ich denke nicht, aber dies ist auch Teil der Herausforderung letztlich ein Business Modell zu entwickeln, dass sich für die Mosel dauerhaft trägt. Ich habe mir drei Jahre Zeit gegeben zu skalieren und dieses Modell zu entwickeln.

Wie klappt denn die Zusammenarbeit mit den Winzern?

Die Zusammenarbeit steht noch am Anfang – aber sie ist geprägt von Vertrauen... und Respekt. Meine ersten sechs Winzer sind sehr individuelle und herausragende Persönlichkeiten, sie sind Marken des ökologischen Weinbaus. Erfahrene Hasen und junge Nachwuchswinzer mit Klasse und viel eigenem Stil. Ich bin schon zu Beginn sehr glücklich, diese „Typen“ kennengelernt zu haben.

Welche Reaktionen gibt es denn bisher auf PUR Mosel? 

Die Reaktionen sind bisher wirklich sehr wohlwollend bis euphorisch und alles in allem mehr als motivierend. Die Winzer freuen sich über den speziellen Blick auf die Mosel und das Miteinander mit den Kollegen. Die Kunden äußern sich sehr interessiert an den Geschichten und Informationen, die wir angekündigt haben.... es wird ein spannendes Jahr!

Was sind Deine weiteren Pläne nach der Startphase von PUR Mosel bis Ende des Jahres?

Wer bei PUR Mosel kauft, hat zusätzlich die Möglichkeit etwas für die Umwelt zu tun. Ich habe gleich zu Beginn der Tätigkeit die Patenschaft für eine 2,5 ha große Streuobstwiese in der Nachbarschaft des PUR Mosel Weinberges übernommen. Diese Wiese wurde nun untersucht, Besonderheiten aufgezeichnet, sie wird kartiert und für eine gezielte Verjüngung und Aufforstung vorbereitet. Unsere Kunden können beim Shopping „Trinkgelder“ hinterlassen. Gleichzeitig wollen wir ein `reporting´ entwickeln, das dieses Naturschutzprojekt und seine Nachfolgeprojekte dokumentieren hilft – aber nachvollziehbar! Damit es eben nicht so läuft wie bei „plant for the planet“ und anderen Projekten, bei denen die Verwendung von Unterstützungsgeldern nach Jahren nicht mehr nachvollziehbar war. Die Dokumentation unseres Projektes wird ein Prozess sein - aber wir versuchen vieles richtiger zu machen als andere.

Ende des Jahres hoffen wir dann für uns selbst auf eine gute erste Ernte. Wir werden im September den Weinberg zur Umstellung auf ökologischen Weinbau anmelden und mit dem dreijährigen Zertifizierungsprozeß starten. Das wird für mich eine ziemliche challenge werden. Schon jetzt bin ich für die praktische Unterstützung der Vereinigten Hospitien und meiner BIO-Winzer und Umsteller sehr dankbar.