Mein erstes Jahr als Winzer: Es ist mal wieder spät geworden...
Die Arbeit im Weinberg verdient nach mehr als einem guten halben Jahr eine erste Nachlese … vor der Lese…. die hoffentlich bald kommt!
Weinberg ist Arbeit, viel Arbeit…. Steilhang noch mehr und BIO macht es noch schwerer. Aber ich bin zufrieden mit dem Arbeitsergebnis, weil ich einen imaginären Zusatzpunkt für mein naturnahes Arbeiten bekomme – und das zählt.
2021 ist ein besonderes Jahr durch seine Wassermengen und die Verteilung über die ersten sieben Monate. Aber erst mal der Reihe nach. Nach den ersten Wochen und Monaten, in denen der Weinberg vom alten Holz entsorgt und mit 600 neuen Reben ergänzt wurde, ging es mit viel Staunen und Ernüchterung in die ersten Erfahrungen rund um das Thema Pflanzenschutz. Keine Herbizide und Pestizide zu verwenden und ein Gefühl zu entwickeln, wann ein angehender BIO-Winzer die wenigen Waffen einsetzen sollte, die er zur Verfügung hat, ist eine tägliche Aufgabe. Die ein oder andere Infektion war somit eine Überraschung, die ich uns gerne erspart hätte. Der Weinberg wird zur Familie und die Reben sind die Kleinkinder auf die permanent zu achten ist. Mit Liebe und viel Sorgfalt; und ohne BASF und Bayer Chemie. Und so geht es über den Sommer, der für ein extremes Wachstum sorgt und alles sprießen lässt, obwohl wir uns auf extreme Trockenperioden eingestellt hatten. Die Blühpflanzen und Kräuter, die wir gesät haben, bieten uns Postkartenmotive während der Arbeit. Auch so ein Lohn, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist. Nun aber müssen wir auf den möglichen Ertrag achten. Denn bei aller Ökologie muss die Ökonomie 100% dazu passen: Letztlich muss der Weinberg den Umsatz bringen, dass sich die Arbeit auch im nächsten Jahr noch einmal lohnt. Bei einem insgesamt viel zu niedrigen Preisniveau für BIO-Wein.
Heute Abend wird es wieder spät, denn nach der ganzen Handarbeit im Wingert fordert die Büroarbeit den Winzer noch zusätzlich. Zumal ich Anfang Juli die ÖKO-Zertifizierung für den Weinberg offiziell begonnen habe. Aber manchmal muss auch Papier geduldig sein und heute bis zum Abendbrot bei einem Glas Biowein warten.